Der Umstädter Museums- und Geschichtsverein lädt sehr herzlich zu seinem 4. Vortrag im Winterhalbjahr 2023/24 ein. Zu Gast und am Mikrofon im „Kuhstall“ ist am Di., 20. Februar um 19 Uhr, Gisela Menge, Mitglied im Verein und aktiv in der Umstädter Runde.

Frau Menge ist weithin bekannt für eigene Bücher und viele Vorträge zur Heubacher und Umstädter Geschichte, diesmal widmet sie sich der „Bismarckstraße“, heute Carlo-Mierendorff-Straße.

Sie schildert, unterstützt durch zahlreiche Bilder, warum es Ende des 18. Jahrhunderts erste Ansätze zur Öffnung der Vorstadt über die Befestigungsanlagen hinaus gab, was geschah, nachdem der Wall geschleift und die Gräben verfüllt waren. In dieser Zeit gab es erste Interessenten für eine Ansiedlung außerhalb der Mauern – doch die Besitzverhältnisse waren schwierig, auch hatten die Pächter natürlich kein Interesse an der Besiedlung des guten Ackerlandes.

Es war Zimmermann Benedikt Eldracher, der im Jahr 1812 fest entschlossen war, vor dem Dieburger Tor sein Wohnhaus zu errichten. Nach viel Hin und Her zwischen Stadt und der großherzoglichen Regierung durfte er 1817 das erste Gebäude am nördlichen Eingang zur späteren Bismarckstraße errichten, das spätere Gasthaus Eidmann. Weitere einzelne Gebäude folgten, im Jahr 1879 entstand das Amtsgerichtsgebäude auf der gegenüberliegenden Seite.

Insbesondere danach, in der Zeit von 1882 bis 1912 siedelten sich außer drei landwirtschaftlichen Anwesen überwiegend Gewerbetreibende an: Kaufleute und Händler, Handwerker und Wirte mit Werkstätten, Ladengeschäften und Cafés. Sie verbanden in ihren oft stattlichen und wohlhabend anmutenden Häusern Wohnraum und Arbeitsstätte … günstig gelegen zwischen der alten Stadt und der notwendigen Mobilität, die der Bahnhof bot.

Im Februar 1892 erwarb die Stadt die für die neue Straße benötigten Grundstücke, meist Gärten mit Obstbaumbestand, und im bereits im April genehmigte das Großherzogliche Kreisamt die projektierte Bismarckstraße. Dass sie bis 1939 nicht befestigt war, tat ihrer Bedeutung keinen Abbruch, sorgte aber über Jahrzehnte bei Anliegern und Nutzern für erheblichen Ärger und Protest. Im Jahr 1939, also 47 Jahre nach Anlage der Straße, wurde sie gepflastert.

In der Nachkriegszeit wurden alle Plätze und Straßen, deren Bezeichnung mit dem Nazi-Regime und militärischer Gesinnung belastet waren, umbenannt. So wurde aus der Bismarckstraße die Carlo-Mierendorff-Straße, in Würdigung des bekannten Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime.

Der Vortrag dauert ca. 2 Stunden, anschließend gibt es Gelegenheit für Fragen und Austausch. Eintritt wird nicht erhoben, freiwillige Spenden für die vielfältigen Aufgaben des Museums- und Geschichtsvereins sind immer willkommen.

Um 19 Uhr geht’s los, der Umstädter Museums- und Geschichtsverein weist ausdrücklich darauf hin und bittet um Verständnis, dass der Raum max. 50 Plätze bietet und bei großer Nachfrage nicht alle Interessenten eingelassen werden können.

Zum Abschluss der Reihe zeigt Larissa Anton am Di. 19.3.2024 den z.T. im Gruberhof gedrehten Film „Wo´s wäwwert“ mit Geschichten und Legenden aus dem Odenwald.