Auszüge aus der Schriftenreihe

Auszüge aus der Schriftenreihe „Archäologische Denkmäler in Hessen 132“ Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Bis 1900 konnten in der Flur „Die Beune“ heute der Bereich St. Peray-Straße / Frankenstraße, mindestens 14 Bestattungen registriert werden. 1937 hatte sich ihre Zahl bereits auf 25 erhöht und auch in der Folgezeit bezeugten Einzelfunde immer wieder die Existenz eines größeren Gräberfeldes. Fibeln, Kämme und Gürtelschnallen aus der Mitte des 5 Jahrhunderts zeigen den ursprünglich alamannischen Charakter des Bestattungsplatzes an. Als die Franken um 500 das Land in Besitz nahmen, nutzten sie das vorhandene Gräberfeld weiter. Beim Ausheben einer Baugrube auf dem Grundstück Frankenstraße 11 stießen Bauarbeiter im Mai 1993 auf menschliche Skelettreste. In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Darmstadt-Dieburg und unterstützt von der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft des Museums- und Geschichtsvereins Groß-Umstadt e. V. leitete die Außenstelle Darmstadt der Archäologischen Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen eine Notbergung ein.
Auf einer Fläche von etwa 300 m² zeichnete sich – in drei Reihen angeordnet – elf Ost-West orientierte Gräber auf dem Boden der Baugrube ab. Insgesamt dreizehn Tote ruhten in den 1,90 bis 2,50 m tiefen Grabschächten. Die anthropologische Untersuchung ergab, dass vier Frauen, fünf Männer und vier Kinder hier bestattet worden waren. Leider herrschte im Frühmittelalter der Brauch, Bestattete schon bald nach der Grablegung wieder zu berauben. Im fränkischen Bereich liegt die Zahl der so gestörten Gräber bei etwa 60%. Die häufig gezielte Anlage der Raubschächte zeigt an, dass die Räuber wussten, wessen Grab sie öffneten: Bei Frauen galt das Interesse dem Schmuck im Brustbereich, bei Männern war der Beckenbereich wegen der Waffen den zugehörigen Gürteln und Schwertgehängen das Ziel. Auch die neu entdeckten Bestattungen in der Frankenstraße mach hier leider keine Ausnahme – von den elf Gräbern sind sieben antik beraubt.